Im Rahmen der 900 Jahre Weilbach-Feierlichkeiten ein Gedicht von unserem Mitglied Matze Theis. Das Gedicht hat leider keinen Platz im diesjährigen Kerbeheft gefunden.

 

Weilbacher Kirchweih 1112

Ein Auszug aus dem Leben des Bauern Wilhelm,

übermittelt aus den Aufzeichnungen von Kuno Kerbeborsch

Vor vielen Jahren heut´ger Zeit

als Gaukler brachten Heiterkeit,

wo Facebook noch ne Kneipe war

und Ritter stellten Panzer dar,

da musste Wilhelm wider Willen

stets irgendwie sein´ Hunger stillen.

Und wie es damals üblich war,

als Bauer und in Weilbach gar,

so stand er täglich sehr früh auf

und nahm die Müdigkeit in Kauf.

Tag ein Tag aus die Plackerei

und trotzdem täglich Haferbrei.

Die Groschen die er angespart

hat stets für Anlässe parat,

die ganz besonders und auch fein

dann ihn vom Alltagstrott befrein´.

Denn Hedgefonds waren damals teuflisch,

die Luft war früher noch nicht käuflich.

Er hält auch wenig von Investments,

denn blasen können Dirnen bestens.

So kauft er sich dann lieber mal

mit seinen Kumpels einen Gral.

Ob Bier, ob Schnaps, ob Apfelwein

Gesellschaft muss die richt´ge sein!

An jenem Tag zum Kirchgeläut,

neunhundert Jahre vor dem heut´,

ein Tag von ganz besond´rer Art,

es ist Maria Himmelfahrt!

Drum Wilhelm aß sein Haferbrei

erst nach dem dritten Hahnenschrei.

Denn heut ist Kirchweih hier im Ort

und alle Leute sind bald dort.

Und doch zunächst, so will´s der Brauch,

und außerdem der Glaube auch,

die Kirche wird zum Feiersaale,

und Messwein strömt aus dem Pokale.

Und nach der Messe wunderbar,

Lobpreisung und viel Trallalla,

die Leute strömen aus den Pforten

ganz Weilbach und Ringsumkohorten.

Sie machen sich dann auf die Socken,

hoch oben donnern laut die Glocken.

Der Graf und Gräfin in Festtagstracht,

sie haben Fässer mitgebracht.

Die Kutsche voller Apfelwein,

so muss ein Festzug nunmal sein!

Die Bürger in ihrm´ besten Zwirn

und zwischendrin auch mal ne Dirn´,

die Bauern laufen hintendran

mit Weib und Kind im Chorgesang.

Nun auf dem Festplatz angekommen,

hier wird erstmal ein Krug genommen.

So trinkt der Wilhelm mit den Kumpeln

und lassen´s mal so richtig rumpeln.

Das Haus am Weilbach schick geschmückt,

die Frauenzimmer sind entzückt

vor so viel Glanz und Anmut hier

im Weilbach-Kerbeborschrevier.

Der Kerbebaum, so ist´s der Brauch,

steht an der Weilbach, grade auch,

hoch oben in seim´ Kronenwerk

da tront die Puppe Erthelbert.

Ist mäßig hübsch nur anzusehn

denkt Wilhelm und sieht Bänder wehn´.

Ganz plötzlich hört er einen Barden

poetisch seinen Sang vortragen.

Er spielt die Laute zum Gedicht,

denn Quetschkommoden gab´s noch nicht.

Den Einzug tut er nun begleiten

die Kerbeborsch von allen Seiten

mit Fahnen strömen sie herbei

und singen wirklich allerlei:

Die Mudder, Lui und den Johann,

der Bauer der kommt sowieso dran.

Er wollte mal den Mist ausfahren

noch sieben Karren musst er fahren.

Und dieses Lied, so staunt Wilhelm,

es singt der Barde, dieser Schelm!

Nach Stunden frohen Feiertums,

nach Fleischworscht und viel Trunkkonsums

da bricht der Abend übers Feste,

die Laune steigt, das ist das Beste.

Das furzen, rülpsen, saufen, singen,

dem Apfelwein und Fleischwurstringen,

es zeugt von Anstand, sagt Herr Knigge,

beim Essen „aaner abzudrigge“!

Gut berauscht vom schönsten Fest,

verlässt Wilhelm dann doch den Rest.

Alleine ist er aber nicht,

er nimmt ein Weib, mit hübsch´ Gesicht.

Sie guckt ihn an, ihm wird ganz warm,

sie liegen sich schon schnell im Arm.

Was sonst an diesem Tage heuer

passieren noch für Abenteuer,

das wird erzählt im nächsten Stück,

der Vorhang fällt, Wilhelm hat Glück.

Ich sach es Euch, ihr liebe Leud´,

mer feiert damals schon wie heud´!

Die Kerbeborsch, die freue sisch

auch diese Kerb schon sehr uff Disch!

De Wilhelm, wenn er heut noch wär´,

würd komme, du, des sach ich diä!