Von Sascha Kröner
Der Blick über das Lenkrad fällt auf zahlreiche rechteckige Strohballen, die den Straßenrand säumen. Daneben stehen zu beiden Seiten der Fahrbahn ausgelassene Zuschauer. Die Schaulustigen warten auf das dröhnende Hupsignal, das die Fahrt eines neuen Wagens ankündigt.
Es geht ganz schnell
Matthias Theis wartet ebenfalls. Der junge Mann sitzt in seiner Seifenkiste am hinteren Ende der Startrampe und umklammert das Lenkrad. Dann geht alles ganz schnell: Der Wagen rollt die Schräge hinab und passiert die Lichtschranke am unteren Ende der Rampe. Das Ziel ist jetzt nur noch zwei Kurven entfernt. Diese gilt es allerdings richtig zu nehmen: „Man sollte nicht zuviel lenken, um keine Zeit zu verlieren“, erklärte Theis seine Herangehensweise vor dem Start. Außerdem sei es wichtig, die Kurven eng zu schneiden, meint der Rennteilnehmer.
Wie Formel 1
In der letzten Kurve kommt richtige Formel-1-Atmosphäre auf: Die Ausrichter vom Kerbeborsch-Verein haben die scharf abknickende Straße mit Autoreifen begrenzt. Matthias Theis meistert den Richtungswechsel aber ohne Probleme und biegt auf die Zielgerade ein, ohne die Reifen zu berühren. Dabei sind ihm zumindest die Blicke der Zuschauer längst sicher: Der Fahrer und sein Team treten unter dem Namen „Der wilde Waller“ an. Ihre Seifenkiste ist auf beiden Seiten mit dem Motiv eines Fisches bemalt. An die Hinterseite des Fahrzeugs haben sie einen singenden Plastikfisch montiert, der während der Fahrt Lieder zum Besten gibt. Die Figur habe den Ausschlag für das ausgefallene Motto gegeben, erklärt Matthias Theis. Neben der Gestaltung kann sich aber auch seine Rennzeit sehen lassen. Im ersten von zwei Wertungsläufen rollt der „Waller“ nach 24,89 Sekunden über die Ziellinie in der Straße Am alten Bach und positioniert sich damit im vorderen Feld.
Insgesamt kämpften 14 Seifenkisten und 28 Fahrer um die Bestzeit beim ersten Weilbacher „St. Nepomuk-Cup“. Zu den kreativen Konstruktionen gehörten unter anderem ein Gefährt des Eintracht-Fanclubs „Fuchselöcher“ und die komplett schwarz bemalte „Black Box“. Besonders viel Mühe hatten sich die Mitarbeiter der Weilbacher Bäckerei Remsperger gegeben: Ihr „Sahnetörtchen“ sah aus wie ein kleiner Bus, der rundum mit Bauschaum umhüllt war. Auf dem Dach thronte eine riesige Plastikerdbeere. Die Mannschaft war allerdings vom Pech verfolgt: Beim Probelauf brach die vordere Achse, und die fahrbare Torte musste zurück in die Auslage am Fahrbahnrand. Am Ende der Veranstaltung durften sich die Bäcker dennoch freuen. Für die aufwendige Gestaltung belohnten die Kerbeborsch das Team mit dem Sonderpreis für die schönste Seifenkiste.
Die Ergebnisse der Zeitfahrten wurden in zwei Altersgruppen eingeteilt: Bei den Erwachsenen setzte sich Christian Fey mit der Bestzeit von 22,86 Sekunden durch. Den zweiten und dritten Platz sicherten sich Mirko Semmler-Lins und Christoph Eichhorn. Im Teilnehmerfeld der Kinder und Jugendlichen gewann Lars Göbel mit 22,97 Sekunden vor Timo Fey und Liva Dumno.
Wiederholung möglich
Die Kerbeborsch sind mit dem Zuspruch zu ihrem neuen Konzept glücklich: „Es war eine gelungene Premiere. Wir sind total zufrieden“, erklärt der Vorsitzende Hendrik Schmidt. Ein neues Angebot sei immer mit einem Risiko verbunden sagt Schmidt. Am Ende sei aber alles gut aufgegangen. Schmidt freut sich umso mehr, weil die Veranstaltung vor einigen Wochen noch auf der Kippe stand. Die Ausrichter mussten ihre ursprünglich geplante Rennstrecke am Erbsenberg aufgeben, weil die Straße als Umleitung für die laufende Sanierung der Johanneskirchstraße dient. Der neue Startpunkt in der Brahmsstraße sei aber sogar besser, weil er mehr Platz für Zuschauer bietet, resümiert der Chef der Kerbeborsch. Eine Neuauflage im kommenden Jahr könne er sich gut vorstellen, verrät Hendrik Schmidt.
Quelle: Höchster Kreisblatt vom 24. Juni 2014
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Und hier einige Impressionen der Kerbeborsch vom Seifenkistenrennen:
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