Die Farben der Weilbacher Kerb sind Alleinstellungsmerkmal und verbindendendes Element zugleich 

Von Alexander Noé 

FLÖRSHEIM . „Die Weilbacher Kerb is doo!“ So steht es auf einem am Festplatz angebrachten lila Banner in gelber Schrift geschrieben. Auch an den Ortseingängen wird auf das Fest aufmerksam gemacht, zu sehen ist das Weilbacher Wappen – mit gelbem Ornament auf lila Grund. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Farbgebung? 

Lila und Gelb sind die Farben des im Jahr 1996 gegründeten Vereins „Kerbeborsch 6091 Weilbach“, der die Kerb im Ort organisiert und ausrichtet. Davor wurde die Kerb, wie in Flörsheim und Wicker, unter verschiedenen Farben gefeiert. Während sich in Wicker die Kombinationen rot-weiß, blau-weiß und grün-weiß turnusgemäß abwechseln, darf sich in Flörsheim der aktive Kerbejahrgang die beiden Farben selbst aussuchen. 

Weshalb sich der Weilbacher Kerbeverein ausgerechnet auf die Farben Lila und Gelb festgelegt hat, erklärt dessen Vorsitzender Matthias Theis im Gespräch mit dieser Zeitung: „Das wurde in der Gründungsphase so beschlossen. Es wurden mehrere Varianten diskutiert, schließlich einigte man sich auf lila-gelb. Dadurch sollte die Weilbacher Kerb ein Alleinstellungsmerkmal erhalten, eine tiefere Bedeutung haben die Farben nicht.“ 

Darüber hinaus werden nicht nur einzelne Jahrgänge, sondern ganze Generationen über die Farbgebung miteinander verbunden. Finanziell wirkt sich die Festlegung auf zwei immer wiederkehrende Farben positiv aus, schließlich müssen dadurch nicht jedes Mal neue Fahnen, Mützen und Schärpen angeschafft werden. Auch namentlich unterscheiden sich die einzelnen Jahrgänge nicht mehr voneinander. Während sich die Aktiven noch bis Mitte der 1990er-Jahre mit ausdrucksstarken Namen wie „Die Bembelstemmer“, „Die Nachtkappe“ oder „Das Äbbelwoigeschwader“ schmückten, treten sie seit der „lila-gelben Übernahme“ unter dem vergleichsweise nüchternen Namen „Kerbeborsch 6091 Weilbach e. V.“ in Erscheinung. 

Bei den Aktiven handelt es sich schon lange nicht mehr um geschlossene Jahrgänge. „In der Regel liegt das Alter der Aktiven zwischen 16 und 20 Jahren“, so Theis. Dies sei vor knapp 20 Jahren noch anders gewesen: „Zu meiner Aktivenzeit war man altersmäßig nicht so weit auseinander.“ Mehrfache Teilnahmen als Aktiver seien zudem nichts Ungewöhnliches mehr und, im Gegensatz zu früheren Zeiten, auch nicht allein der personellen Not geschuldet. Bezüglich des Alters und der Anzahl der Teilnahmen gebe es keine Obergrenze. „Es ist aber ungeschriebenes Gesetz, dass man nach der fünften Kerb als Aktiver aufhört“, fügt Theis hinzu. 

Die Weilbacher Kerb ist des Weiteren keine „reine Männersache“, im Gegenteil: Zu den Aktiven dieses Jahres gehören elf Kerbemädels und acht Kerbeburschen. Man habe damit zwar noch nicht den mehrere Jahre alten Rekord von 24 Aktiven erreicht, existenzielle Nöte zeichneten sich aber gewiss nicht ab, stellt der Kerbevereinsvorsitzende zufrieden fest. Dies sei auch gemeinsamen Unternehmungen geschuldet, die abseits der Kerb in jedem Jahr stattfinden. Da wäre zum Beispiel das vereinsinterne Sommerfest oder die Teilnahme am Fastnachtsumzug in Flörsheim, so Theis: „Dank solcher Aktivitäten gibt es bei uns einen hohen Bindungsgrad.“ 

Die lila-gelbe Erfolgsgeschichte und noch vieles mehr rund um die Weilbacher Kerb ist in die „Kerbechronik 6091“ eingegangen, die vom 16. bis 20. August bei der diesjährigen Kerb erworben werden kann.

Quelle: Main-Spitze vom Freitag, dem 16. August 2024. Foto: privat