Ein Spektakel ist alljährlich der Giggelschlag bei der Kirchweih in Weilbach. In diesem Jahr hatten die ehemalige Kita-Leiterin Rosi Reinelt sowie Ortsgerichtsvorsteher Harald Schmengler die Ehre, den Dreschflegel in die Hände nehmen zu dürfen.

Ein wenig erinnert der Giggelschlag der Weilbacher Kerb an einen Nachmittag im Kasperle-Theater. Zumindest war das Erlebnis für die Zuschauer hinter dem Absperrband ähnlich intensiv. Da gab es Momente, in denen Moderator Marcus Reif die Menge aufforderte, den nächsten Teilnehmer in die Mitte zu rufen. „Harald, Harald“, schallte es über den Platz, als Kinder und Erwachsene nach Ortsgerichtsvorsteher Harald Schmengler riefen.

Kerbetradition Warum bei einer Gaudi die Teilnehmer gerne keine Treffer landen. Kerbebosch Mika Ehry „lockt“ Christian Paul mit dem Krug zum Schlagen. Foto: Kröner

Tonkrug wird verschoben

Der Weilbacher, der vorher nichts von seinem Glück ahnte, stellte sich der Herausforderung. Als er mit verbundenen Augen und einem Dreschflegel in Position ging, folgte sogleich der nächste Einsatz des Publikums: „Hinter dir!“, brüllte die Menge, als ob das böse Krokodil gerade hinter dem Kasperle aufgetaucht wäre. Tatsächlich wollten die Zuschauer Spengler darauf hinweisen, dass ein Tonkrug hinter ihm lag. Kerbebosch Mika Ehry hatte das Gefäß, dass es beim Giggelschlag zu treffen galt, dort platziert. Mit einer Theateraufführung teilte der Giggelschlag zudem die Gemeinsamkeit, dass der Ausgang im Voraus geplant war. Die Weilbacher Jagd nach dem Tonkrug ist nämlich nur teilweise ein echter Wettbewerb. Der Kerbeverein nutzt die Veranstaltung jedes Jahr, um Unterstützer, die sich um die Kerb verdient gemacht haben, in den Mittelpunkt zu rücken. Wer antritt, darf sich geehrt fühlen – und wenn bereits der erste Kandidat mit dem Dreschflegel ins Schwarze treffen würde, gäbe es keine weiteren Teilnehmer. Deshalb machen die Ausrichter keinen Hehl daraus, dass die ersten Mitwirkenden keine echte Chance erhalten. Mika Ehry rieb den Tonkrug kurz über das raue Pflaster, um die „blinden“ Teilnehmer anzulocken, stellte den Bembel dann jedoch an eine ganz andere Stelle. 

Den Anwärtern ist dieses System durchaus vertraut. „Ich bemühe mich, daneben zu schlagen“, erklärte Rosi Reinelt, die als erste den Dreschflegel in die Hand bekam. Die ehemalige Leiterin der katholischen Kita durfte teilnehmen, weil sie sich dafür einsetzte, dass die Kita jedes Jahr die Kerbepuppe bastelt. Ihr Mann, der Künstler Thomas Reinelt, hat den Wanderpokal hergestellt, der in diesem Jahr erstmals an den Sieger des Giggelschlags vergeben wurde.

Zu den Freunden der Kerb, die keine echte Chance erhielten, gehörten auch Gabi Baumann und Harald Schmengler. Baumann hat den Kerbebosch ihr Grundstück als Lager zur Verfügung gestellt, Spengler feierte sein 50. Kerbebosch-Jubiläum. Spannend wurde es ab dem Auftritt von Christian Paul, der vor 15 Jahren als Kerbebosch mitwirkte. „Es könnte sein, dass er eine Chance bekommt“, verkündete Marcus Reif – und tatsächlich blieb der Tonkrug diesmal etwas länger liegen. Beim dritten und letzten Versuch schaffte es Paul sogar, das Gefäß umzustoßen. Doch da ohne Scherben beim Giggelschlag kein Sieger gekürt wird, musste es weitergehen. Alexander Becker, Gründungsmitglied des Kerbevereins, schaffte es mit einem wuchtigen Schlag lediglich, ein Stück des Dreschflegels absplittern zu lassen. Und dann kam Carsten Ganß: Der Vertreter des 1989er Jahrgangs „Ebelwoigeschwader“ brauchte nur einen einzigen Schlag, um das Ziel mit verbundenen Augen zu zertrümmern. Die Menge jubelte und Ganß hatte sich den ersten Giggelschlag-Wanderpokal in Form eines bronzenen Hahns souverän und überzeugend verdient.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 22. August 2019. Bild: Kerbebosch Mika Ehry „lockt“ Christian Paul mit dem Krug zum Schlagen. Foto: Kröner