Kerbevadder Marcel Schäfer (re.) fasste den Krug kurz an, als das Gefäß plötzlich zerbrach. Thomas Remsperger hatte zuvor getroffen. Foto: Reuß

Weilbach. Zuschauer des Giggelschlags überrascht so schnell nichts. Wenn Männer mit verbundenen Augen versuchen, einen Bembel mit dem Dreschflegel zu treffen, sind kuriose Situationen einfach programmiert. Ein Finale wie gestern gab es allerdings in der Geschichte der Weilbacher Kerb noch nicht: Der Tonkrug zerbrach während des Versuches des sechsten Kandidaten Thomas Remsperger in den Händen von Kerbevadder Marcel Schäfer. Technischer K.o. in der sechsten Runde sozusagen. „Das hatten wir noch nie“, war sich Hendrik Schmidt, Vorsitzender der Kerbeborsch 6091, sicher. Nach kurzer Ratlosigkeit wurde Remsperger zu Sieger erklärt.

Immerhin hatte Thomas Remsperger den Krug mit seinem zweiten Schlag getroffen und umgeworfen. Das Tongefäß blieb aber zunächst Heil. Erst einige Sekunden nachdem Kerbevadder Marcel Schäfer den Bembel aufgehoben hatte, um ihn neu zu positionieren, zerbrach der Krug. Ob der Treffer von Remsperger das Material entscheidend geschwächt hatte, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Die übrigen Teilnehmer werden ihm den ungewöhnlichen Sieg aber wohl kaum übel nehmen. Das Ergebnis des Giggelschlags wurde ohnehin von den Kerbeborsch so gesteuert, dass erst spätere Teilnehmer die Chance auf den Sieg erhielten. Damit das Spektakel nicht allzu früh zu Ende ging, bewegte Kerbevadder Schäfer den Krug aus der Schlagbahn der frühen Herausforderer.

Dabei sein ist alles. „Es ist einfach ein Jux“, erklärte Hendrik Schmidt. Die Kerbeborsch wählen in jedem Jahr Teilnehmer aus, die die Kerb unterstützen oder dem Fest nahe stehen. Deshalb sei es schon eine Anerkennung, aufgerufen zu werden, meint Schmidt. Dass es mit den Chancen nicht ganz fair zugeht, ist dabei zweitrangig. Denn Freude am Spaß ist eben nicht immer ganz fair. Zu den diesjährigen Teilnehmern gehörten auch Ralf Fasel, Kerbevadder des Jahrgangs 1987, sowie der Flörsheimer FDP-Chef Thorsten Hoppen. Carsten Brencher, der die Cocktailbar der diesjährigen Kerb leitete, durfte ebenfalls sein Glück versuchen.

Sogar vor seinem eigenen Vater Ralf Schäfer brachte Kerbevadder Marcel Schäfer den Krug in Sicherheit. Der aktuelle Gickelschlag-Sieger Thomas Remsperger war übrigens 1987 als Kerbeborsch aktiv. Bis heute unterstützt er den Verein alljährlich beim Transport des Kerbebaumes.

Nach dem „besonderen Giggelschlag“ versteigerte der ehemalige Kerbevadder Mike Reichert noch den Kerbehammel „Pitbull“. Bei der Auktion kamen über 150 Euro für den Verein zusammen. Außerdem übergaben die Kerbeborsch 600 Euro aus dem Verkauf von Kuchen und aus Spenden an den Frankfurter Verein „Hilfe für krebskranke Kinder“. (sas)

Anmerkung der Kerbeborsch: es kamen mehr als 1.150 Euro zusammen. 

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 21. August 2012