Höchster Kreisblatt vom Montag, dem 23. August 2021

Ein Prosit auf die Weilbacher Kerb

Kirchweih unter Corona-Auflagen gefeiert – „An guter Laune fehlt es nicht“

Sven Werner brauchte nur ein Wort, um zu beschreiben, wie er die Rückkehr der Weilbacher Kerb empfindet: „Mega“, entfuhr es dem Kerbeborsch, der seit 2018 zu den Aktiven gehört. „Das ist etwas anderes als Pakete zu verteilen“, ergänzte sein Mitstreiter Fabio Maurer. Die Kerbeborsch hatten das Fest im Vorjahr wegen Corona abgesagt und stattdessen Kerbepakete an Weilbacher Haushalte verteilt. Am vergangenen Wochenende durften sie nun auf den Festplatz vor dem Haus am Weilbach zurückkehren.

2020 habe etwas gefehlt, erklärt Kerbevadder Mika Ehry. „Wir haben es vermisst, hier mit allen Leuten zu sitzen“, so der 18-Jährige. Dieses Jahr mussten der Weilbacher Kerbeverein und seine Aktiven relativ spontan reagieren, weil bis kurz vor dem Kirchweih-Termin nicht klar war, welche Auflagen gelten. 

Ungewohnte Anpassungen

Letztendlich konnte die Kerb dann aber von Freitag bis Sonntag unter Hygieneauflagen gefeiert werden. Passend zu den Vereinsfarben lila und gelb präsentierten sich die Kerbeborsch mit lila Mundschutz. Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes übernahmen den Einlass der Besucher, die geimpft, genesen oder negativ getestet sein mussten.

Die derzeitige Situation erforderte einige ungewohnte Anpassungen. So durfte etwa beim Kerbetanz mit der Band „Spit“ am Samstag nicht getanzt werden. Zumindest nicht direkt im Rampenlicht – denn die Besucher mussten einen Abstand von drei Metern zur Bühne einhalten. Der Stimmung und dem Gemeinschaftsgefühl tat dies jedoch keinen Abbruch. 

„Kerb ist Kerb“, meinte Sven Werner. „Wir sind froh, den Platz wieder voll zu sehen“, erklärte Kerbevadder Mika Ehry. Hinnehmen mussten die Kerbeborsch auch, dass der Kerbebaum diesmal nicht viel mehr als ein dicker Ast war. 

Besonderes Auge auf Hildegard

„Der Baum ist eher ein Strauch“, räumte Fabio Maurer ein. Man habe auf einen größeren Stamm verzichtet, weil die Kerb in diesem Jahr um zwei Tage gekürzt wurde, erläuterte der Vereinsvorsitzende Matthias Theis. „So konnten wir uns den Kranwagen sparen“, sagte der Weilbacher. Dies bedeute aber auch, dass die Traditionsverfechter diesmal ein besonderes Auge auf Kerbepuppe Hildegard haben mussten, die nur etwas über Kopfhöhe am Kerbebaum thronte. „Da kommt jeder mit der Leiter ran“, war sich Sven Werner bewusst. 

„Es fehlen der Rummelplatz und ein bisschen an Programm“, erklärte Mika Ehry. „Aber an guter Laune fehlt es nicht.“ Die Kerbeborsch taten auch alles dafür, möglichst viel Programm für die Besucher in die drei Festtage zu packen. 

Kurzfristig wurde am Sonntag noch der Kerbehammel Armin Baerbock versteigert. Nur einen Gickelschlag gab es in diesem Jahr nicht, weil die Zuschauer während dieses Programmpunktes zu dicht beieinander gestanden hätten.

Für drei Neueinsteiger bei den Kerbeborsch bedeutete die Corona-Situation außerdem, dass sie die traditionellen Lieder nicht im Vorfeld einstudieren konnten. „Wir konnten uns nicht treffen, um zu üben“, berichtete der Kerbevadder. „Wenn man die Lieder einmal gehört hat, sind sie aber drin.“

Vereinschef Mattias Theis war schon nach dem Auftakt der Kerb am Freitag äußerst zufrieden. Die rund 300 Besucher hätten sich an alle Corona-Regeln gehalten, ohne zu diskutieren. „Ich hatte wegen der Auflagen mit einigen kritischen Stimmen gerechnet“, sagte der Weilbacher. Die seien glücklicherweise aber ausgeblieben. 

Quellenangabe: Höchster Kreisblatt vom 23.08.2021, Seite 10


Main-Spitze vom Montag, dem 23. August 2021

Kerb mit Musik und Masken

Weilbacher feiern Corona-kompatibel, deshalb muss der traditionelle Gickelschlag ausfallen

Ein Kerbetanz ohne Tanz? Bei der diesjährigen Weilbacher Kerb war vieles anders. Gewohnt gut war indes die Stimmung, auf dem Kerbeplatz am Haus am Weilbach wurde geschmaust, gesungen und natürlich viel gelacht. Immer mit dabei und mittendrin: die acht sangeskräftigen und trinkfreudigen Kerbeborsch um Kerbevadder Mika Ehry. 

Ermöglicht wurde das Fest vom rund 200 Mitglieder starken Kerbeverein, dem Kerbeborsch 6091 Weilbach e. V., der im 20. Jahr seines Bestehens die 25. Auflage der lila-gelben Kerb organisierte. Der feste Entschluss zur Kerb sei erst im Juni gefasst worden, so der Vorsitzende des Kerbevereins Matthias Theis im Gespräch mit dieser Zeitung. „Vorher war einfach nicht abzuschätzen, ob die Kerb überhaupt stattfinden kann.“ 

2020 war das Fest Corona-bedingt abgesagt worden, ein nochmaliger Totalausfall wäre sehr schmerzlich gewesen. Also galt es, binnen zwei Monaten eine attraktive und zugleich Pandemie-gerechte Kerb auf die Beine zu stellen. Auf den Kerbeplatz durften nur negativ Getestete, Geimpfte oder Genesene, die entsprechenden Nachweise wurden am Einlass von einer Security-Firma kontrolliert. Diese achtete aufgrund der einzuhaltenden Abstände auch darauf, dass nicht mehr als 400 Gäste auf den Platz kamen. „Darüber haben wir am meisten diskutiert“, erinnert sich Matthias Theis. „Die Kerb ist ja ein Fest für alle, jeder darf kommen. Wir hatten deshalb lange Schlangen am Einlass befürchtet.“ Doch dazu sollte es, sehr zur Erleichterung der Organisatoren, nicht kommen. 

Froh war man auch über die schnelle Zusage der Band „Spit“, die am Samstagabend beim Kerbetanz für den musikalischen Rahmen sorgte. Allerdings war in diesem Jahr das Tanzen vor der Bühne nicht gestattet und auch auf den traditionellen Gickelschlag musste verzichtet werden. Beides sei mit dem vom Ordnungsamt genehmigten Hygienekonzept nicht vereinbar gewesen, bedauert Theis. Dafür fand am Freitag der Traditionsabend mit hessischen Spezialitäten und Alleinunterhalter Tobi Bartel statt, am Sonntag standen der Frühschoppen, die zugunsten des Krebskranke Kinder Frankfurt e. V. veranstaltete Kaffee- und Kuchentafel, der ökumenische Gottesdienst sowie, ausnahmsweise, die Beerdigung der Kerb auf dem Programm. Außerdem wurde der auf den seltsam vertrauten Namen „Armin Baerbock“ getaufte Hammel versteigert, der nur in Begleitung seiner Herzdame „Annalena Laschet“ auf den Kerbeplatz zu bewegen war. „Das ist eine echte Lovestory“, schmunzelt Matthias Theis. „Ohne sie macht er keinen Schritt“. 

Letzteres galt für die Menschen in Sachen Maske, die beim Verlassen des Sitzplatzes überall auf dem Festgelände zu tragen war. Die Maskenpflicht war, ebenso wie die Einlasskontrolle, für die Besucherinnen und Besucher der „Sitzkerb“ kein Problem. „Wir sind froh, dass in diesem Jahr überhaupt etwas stattfinden kann“, meint etwa Anja Weltermann. „Die Kerb ist super organisiert, die Hygienemaßnahmen wirken sich nicht negativ auf die Stimmung aus.“ Allerdings seien vergleichsweise wenige Kinder zu sehen, fügt ihr Mann Christian hinzu. Das könnte an der eingeschränkten Bewegungsfreiheit auf dem Festgelände und am Fehlen des Juxplatzes in der Schulstraße liegen. Vom Teenager bis zum Senior seien jedoch alle Altersgruppen vertreten. Die Weilbacher Kerb hat also Zukunft – trotz Corona.

Quelle: Main-Spitze vom 23. August 2021