Kerbeborsch sind jetzt ein Verein

Weilbach. „Der Kassierer ist mit der Kasse abgerückt.“ Das singen normalerweise die Kerbeborsch. An jenem Abend hatte es aber den Anschein, als sei das wirklich passiert. Obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Kasse gab. Heiko Dörhöfer, der später einstimmig zum Kassierer ernannt werden sollte, fand sich 40 Minuten zu spät im Vereinsheim der Germania ein, weswegen sich die Gründung des Vereins „Kerbeborsch 6091 Weilbach“ etwas verschob.

Das war aber die einzige Hürde, die die jungen Weilbacher und ehemaligen Mitglieder der Kerbegesellschaft zu nehmen hatten. Da die Satzung im Vorfeld gut ausgearbeitet worden war, wird es in der kommenden Woche beim Hochheimer Amtsgericht keine Probleme geben, dass der Verein anerkannt wird, dessen Zweck „die Erhaltung Weilbacher Traditionen, die Förderung der Geselligkeit und die Pflege des heimatlichen Brauchtums“ ist.

Auch der Vorstand war schnell gewählt: Marcus Reif avancierte ohne Gegenkandidat zum Vorsitzenden. Sein Stellvertreter ist Michael Flach, Schriftführerin Alexandra Tietze und Beisitzer Jörg Duchmann. 38 Gründungsmitglieder wohnten der Sitzung bei, darunter auch fünf Fischbacher Kerbeborsch und Bürgermeister Ulrich Krebs, der wie andere anwesende Stadtverordnete den neuen Verein begrüßte.

„Wir wollen unsere Arbeit intensivieren und mit anderen organisieren“, erklärte Marcus Reif. Gerade der Vereinsring und damit die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Vereinen liege den Kerbeborsch am Herzen. Besonders in versicherungstechnischer Hinsicht helfen die Kerbeborsch durch den Verein sich selbst (wir berichteten), denn mit 2000 Mark für einen Sicherheits- und Sanitätsdienst sind zusätzliche Kosten auf die Ausrichter der Kerb zugekommen. „Wir erhoffen uns jetzt entsprechende Vergünstigungen von der Stadt“, sagte Reif – Gespräche mit dem Magistrat stehen noch aus.

Die jungen Weilbacher, die sich nach der alten Postleitzahl der früher eigenständigen Gemeinde benannt haben, möchten in Zukunft ihr Angebot erweitern.

Der erste Versuch schlug allerdings fehl: Der Mailauf fiel mangels Beteiligung aus. Im Juni wird aber alles ganz anders sein. Frei nach dem festgeschriebenen Wahlspruch: „Wenn Sonn‘ und Mond vom Himmel falle‘, die Weilbacher Kerb wird doch gehalle‘.“

 

 
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Mit neuem Verein soll Kerbetradition auf eine solidere Basis gestellt werden

 

Weilbach. Fünf Jahre ist es her, als sich einige junge Weilbacher sagten, dass es so nicht mehr weitergehen könne. Gedanken hatten sich die Jungs über die Kerb gemacht, die wegen fehlendem Nachwuchses auszusterben drohte. Frühere Verfechter der Tradition formierten sich zur „Kerbegesellschaft 6091 Weilbach“ und hielten mit großem Engagement das Fest am Leben. Schon ein Jahr später kam die Idee auf, der Gemeinschaft mit einem Verein eine solidere Basis zu schaffen. Diese Idee wurde weitergesponnen und am 30. April um 19 Uhr im Vereinsheim der Germania in die Tat umgesetzt, wenn die rund 60 Mitglieder der Kerbegesellschaft den Verein „Kerbeborsch 6091“ gründen.

Den letzten Anstoß zu diesem Schritt gab das liebe Geld. Mit dem Kerbetanz und Giggelschlag organisieren die Kerbeborsch Jahr für Jahr gleich zwei Großveranstaltungen an einem Wochenende. Und die Miete der Weilbachhalle und die Musikband wird nicht billiger. „Es wurde immer heikler, das Finanzamt stand uns auf den Füßen“, erklärt Sprecher Alexander Becker. Hinzu kommt, dass die Kerb im Jahr 2000 schlechter als bisher von der Bevölkerung angenommen wurde, was Becker aber auf zu wenig Werbung zurückführt.

Bei einem Minus in der Kasse mussten bisher einzelne Personen haften – in Zukunft tut das eben der Verein. Der zweite Hauptgrund für die Gründung ist die Hoffnung auf „bessere Unterstützung von den lokalen Behörden“, wie es in einem offiziellen Schreiben der Kerbeborsch heißt. Im Klartext: Städtische Zuschüsse sind erwünscht. „Bisher hat die Stadt uns den Kran beim Baumstellen bezahlt, weil wir ihn ja nicht von Hand stellen dürfen. Ein bisschen mehr könnte es aber noch sein.“

Die Vereinsgründung – als Erster Vorsitzender wird Marcus Reif vorgeschlagen – soll für die Weilbacher Kerbeborsch auch eine Art Neuanfang sein. Erstmals werden sie am 1. Mai den „Nepomuk-Gedächtnislauf“ veranstalten. Für einen guten Zweck werden Staffeln von Weilbacher Vereinen um 14 Uhr am Haus am Weilbach eine Rundstrecke auf sich nehmen, das Startgeld beträgt 20 Mark. Beim Kerbetanz im August wird dann erstmals die von der Flörsheimer Kolping-Fastnacht bekannte Band „Take Five“ spielen, die Ausrichter erhoffen sich dadurch mehr Besucher. Bei der nächsten Kerb kann der neue Verein sich dann wieder in aller Ruhe um die Organisation kümmern. Nachwuchs ist genug vorhanden, der mit Kappe und Schärbe das Kerbeborschlied singen wird.