VOLKSFEST Besonders stolz sind die Organisatoren auf die Cocktailbar / Besuch aus der Nachbarschaft

Unter Platzniveau liegt die gut besuchte Cocktailbar. Die Kerbeborsch haben den Bach einfach überdacht. Foto: Helene Braun

Unter Platzniveau liegt die gut besuchte Cocktailbar. Die Kerbeborsch haben den Bach einfach überdacht. Foto: Helene Braun

WEILBACH – Es ist nicht der größte Platz, den man sich denken kann, die paar Quadratmeter um das „Haus am Weilbach“, aber hier schlägt das Herz des Ortes, hier tritt der Weilbach ans Tageslicht, hier ist Kerb. Und wenn das vielleicht wichtigste Fest des Jahres steigt, pulsiert hier auch das Leben, tobt beim Kerbetanz zu später Stunde auch mal der Bär. Und das in jedem Jahr mehr am „Haus am Weilbach“.

Es ist Samstagabend und der Verein „Kerbeborsch 6091“ hat sich vor zwei Jahren etwas ganz Neues und Spektakuläres ausgedacht. Wo der Weilbach aus seinem Versteck tritt, haben die ehrenamtlichen Organisatoren eine zweite Ebene eingezogen, auf der sich eine Stufe unter Platzniveau die Cocktailbar befindet. Darauf ist der stellvertretende Vorsitzende Christoph Schelm mächtig stolz. „Das hat noch keiner gemacht, wir haben beim dritten Mal schon fast Routine.“ Und was ihn hierbei und auch anderswo bei der Kerb erstaunt: „Es kommen sogar Helfer von außerhalb. Die Cocktailbar ist so beliebt, dass sich Leute aus dem Hochheimer Raum an der Theke zwei Nächte um die Ohren schlagen.“

Kerbeborsch stellen Baum

Vor 20 Jahren war er selbst aktiver Kerbeborsch. Seitdem ist er mit der Organisation der Kerb befasst. Die aktiven Kerbeborsch, 13 an der Zahl und darunter zwei Mädchen, tragen die Schärpe und die Kapp‘. Sie haben zuvor auf dem „Juxplatz“ an der Weilbachhalle die Kerb ausgerufen. Zwei bis drei Mal sind sie aktive Kerbeborsch, dann bleiben sie im Idealfall dem Verein als Helfer erhalten.

Auch der Kerbebaum ragt gerade und sehr hoch in die Luft. Probleme aber gab es keine. „Wir achten seit Jahren darauf, Bäume zu nehmen, die am Weg stehen. Das vereinfacht den Transport doch sehr“, so Christoph Schelm. Dass er und ein paar andere schon so lange im Boot sitzen, stört dabei nicht. „Wir sind eigentlich nach wie vor begeistert“, sagt er lachend.

Als die Kerb vor elf Jahren von der Weilbachhalle auf das Plätzchen zog, waren die Weilbacher erst skeptisch. Mittlerweile kommen immer mehr Besucher, auch von weiter her. Einer ist aus der Schweiz, ein anderer aus Marburg. Schelm sagt: „Manchmal stehen wir zwar im Wasser, aber die Leute kommen trotzdem. Und sie kommen nicht zu irgendwas, sie kommen zur Kerb.“ Da weiß er noch nicht, dass es sonntags regnen wird und der komplette Kerbeumzug ausfällt, ins Wasser eben. Nach dem Kerbeumzug am Samstag befragt, zögert Schelm erst. „Hier müssen wir noch Aufbauarbeit leisten“, sagt er dann. Unbesehen glaubt man, dass auch das noch gelingen wird, ein Umzug prächtiger denn je, vielleicht schon im nächsten Jahr, wer weiß?

Wo samstags die jungen Leute zur Musik der Formation „Eine Band namens Wanda“ in den Tanz starten, geht es ab halb zehn abends rund. Die Kerbeborsch und ein paar Kinder machen den Anfang, die Sängerin gratuliert einem neunjährigen Mädchen zum Geburtstag und alle stimmen in das „Happy Birthday“ für Hanna ein. Dann füllt sich die Fläche vor der Bühne. Ortsvorsteher Thomas Schmidt steht in der Küche im Haus am Weilbach, auch er ist immer noch Kerbeborsch und hilft, wo er kann.

Der Freitag ist mehr den etwas Älteren vorbehalten, mit einem Alleinunterhalter, auch der ist neu und er kam supergut an, doch was Schelm für den allerwichtigsten und beliebtesten Teil hält, ist der Gickelschlag mit Prominenten am Montagabend. Da wird es vielleicht noch voller, denn der Gickelschlag ist Pflicht. „Bei Licht betrachtet ist es schon sonderbar“, sinniert Christoph Schelm über die Tradition, „wenn einer mit einem Dreschflegel versucht, einen Tontopf zu treffen. Aber es ist unbestritten das Highlight.“

Quelle: Main-Spitze vom 17. August 2015