vom 24.08.2004

Die Kerb ist wieder im Ort

Weilbacher honorieren mit ihrem guten Besuch Ideen der Kerbeborsch

Fotos: Daniel Schleidt

WEILBACH „Wie man´s macht, so macht man´s falsch“. Marcus Reif schaute in den Himmel und hoffte, dass sich das Wetter zu ihren Gunsten wenden würde. Es hatte geregnet, und es war kalt. Im vergangenen Jahr herrschten in Deutschland zur Weilbacher Kerb hochsommerliche Temperaturen.

35 Grad heiß war es an dem Tag, als in Weilbach der Kerbetanz als Höhepunkt des Kirchweih-Festes stattfinden sollte. Bei derartigem Wetter verliefen sich nur 35 zahlende Gäste in die Weilbachhalle und setzten den Negativtrend der vergangenen Jahre fort, wonach immer weniger Besucher zum Kerbetanz kamen.

„Es musste was passieren“, sagte Marcus Reif, der Vorsitzende des Weilbacher Kerbeborschvereins 6091 Weilbach rückblickend. Schließlich ging der Verein mit einem Minus von rund 3000 Euro aus den Veranstaltungen heraus, weil der Gickelschlag am Haus am Weilbach, der in den Jahren zuvor zumindest ein wenig schwarze Zahlen geschrieben hatte, komplett verregnet war.

Ergo gingen die Kerbeborsch in Klausur. „Wir haben uns zwei Tage in Aschaffenburg eingeschlossen“, so Reif, dort wurden neue Konzepte diskutiert. Die Idee einer Zeltkerb wurde bald verworfen, weil der einzige vorstellbare Stellplatz neben der Weilbachhalle gewesen wäre. Also trat Plan B in Kraft: Die Kerb wurde verlegt. Und so findet in diesem Jahr die erste Weilbacher Kerb unter freiem Himmel statt.

Dadurch ist der Verein jedoch erst recht dem Wetter ausgesetzt, was sich am Samstag negativ bemerkbar machte und Marcus Reif zu zitiertem Fazit veranlasste. Denn statt über 30 zeigte das Thermometer knappe 15 Grad an, immerhin regnete es am Samstag Abend nicht mehr. Somit war der Kerbetanz am Haus am Weilbach, mitten im Weilbacher Ortskern, ordentlich besucht.

„Unser erstes Ziel haben wir damit erreicht“, sagte Reif zufrieden: „Wir haben mehr Leute erreicht als früher.“ In der Tat nahmen viele Weilbacher die Tatsache, dass die Kerb unter freiem Himmel und an zentraler Stätte keinen Eintritt kostet, zum Anlass, um der Veranstaltung einen Besuch abzustatten. „Hier sind Leute, die habe ich ewig nicht mehr gesehen“, meinte Kassierer Alex Becker.

Schon beim Fassbieranstich durch den Ersten Stadtrat Leo Fercher waren die Bänke gut besetzt, weshalb die zehn Kerbeborsch um Kerbevadder Dominic Dienst den Abend fröhlich und stimmgewaltig eröffneten. In diesem Jahr gehören keine Frauen der Truppe an, was nicht heißt, dass mit dieser neueren Regelung gebrochen werde. „In Zukunft werden sicherlich auch wieder Mädels dabei sein“, glaubt Reif. Zudem seien die Frauen unerlässliche Helferinnen hinter den Kulissen. „Das sind gut 20 Leute, die uns helfen, ohne die Thekendienste“, zählte Alex Becker auf.

Die Fahrgeschäfte befinden sich weiterhin am alten Platz an der Weilbachhalle, wo am Sonntag auch der traditionelle Kerbeumzug durch Weilbachs Straßen begann, der am Haus am Weilbach endete. Die Schausteller seien nicht sehr begeistert gewesen vom Umzug, erklärte Reif, „aber die haben früher auch nie Rücksicht auf uns genommen“. Reif erwartet vielmehr, dass langfristig eine kleine Kerb mit einigen wenigen Buden und einem kleinen Karussell am Ortsmittelpunkt entsteht, ähnlich wie in Wicker.

Nun hat sich der Verein wegen der fehlenden kalkulierbaren Einnahmen aus Eintrittsgeldern erneut einem Risiko ausgesetzt, das aber von der Bevölkerung belohnt zu werden scheint. Auch zum Frühschoppen am Sonntag Vormittag im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst kamen zahlreiche Besucher.

„Ich glaube, wir haben das Maximum herausgeholt“, sagte Reif. Die Bühne, auf der am Samstag Abend die „Candies“ für Stimmung sorgten, ist die Ladefläche eines Lkw, damit dieser möglichst schnell wieder weggefahren werden kann, um den Anwohnern die Zufahrt nur möglichst kurze Zeit zu versperren. Zudem muss die Musik ab Mitternacht ausgeschaltet bleiben, damit die Nachtruhe gewährt wird.

Nach dem Frühschoppen, der heute erstmals von den Kerbeborsch selbst veranstaltet wird, dem Gickelschlag ab 18 Uhr und der Beerdigung am Dienstag wollen die Kerbeborsch ein Fazit ziehen, ob sich der Umzug finanziell rechnet. Aber zu einem vorzeitigen Schluss kam Marcus Reif bereits am Sonntag Morgen: „Gelohnt hat es sich auf jeden Fall.“ Die Kerb ist wieder im Ort, spricht mehr Leute an – und ist damit auf einem guten Weg, langfristig zu überleben.

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 vom 24.08.2004

Nur der Vergnügungsplatz an der Weilbachhalle fristet ein Schattendasein
und ist nun überflüssig

Neuanfang für die Kerb ist bisher gelungen

Weilbach. Der unermüdliche Verein «Kerbeborsch 6091 Weilbach» hat es geschafft – er hat mit einem rundum erneuerten Konzept eine verstaubte Tradition wieder aufpoliert. Wer sich jetzt fragt, wie das Fazit angesichts eines relativ ruhigen Kerbeabends am Haus am Weilbach bei kühlen Temperaturen, die im Oktober normal gewesen wären, so ausfallen kann, muss die Hintergründe betrachten.

Vor genau einem Jahr waren die Macher unter den 110 Mitgliedern des Kerbevereins am Boden zerstört. Zum x-ten Male war es während des angestammten Termins im August verdammt heiß, und zum wiederholten Male wollten sich nur ein paar Dutzend Weilbacher zum Höhepunkt des Festes, dem Kerbetanz, in die Weilbachhalle begeben. Das Ergebnis – trotz eines wie immer gut besuchten Gickelschlages – am Abschlusstag war für die Organisatoren niederschmettert: ein Minus von mehreren tausend Euro in der Kasse.

Der letzte Befreiungsschlag der «Kerbeborsch 6091 Weilbach» war die Verlegung des Festes unter freien Himmel. Das heißt in Zahlen: nochmals einen vierstelligen Betrag vorschießen. Geld, das in der Vereinskasse in diesem Maße nicht vorhanden ist. Zu etlichen Genehmigungen für den Ausschank von Getränken, für die Verlängerung der Sperrstunde, für die gestrige Luftballon-Aktion bei der Deutschen Flugsicherung, den Kosten für die Band «Candies» plus Gema-Gebühren, die Umzug-Kapelle und das Kerbeheft für alle Weilbacher Haushalte kamen diverse Versicherungen und Mieten für den Platz sowie Alt- und Neubau des Hauses am Weilbach dazu.

«Die Kerb ist es wert», sagt der Vereinsvorsitzende Marcus Reif, ohne zu zögern. Das Risiko schien sich wegen des ungemütlichen Wetters anscheinend nicht bezahlt zu machen. Schon zur Einstimmung der etwas anderen Art auf die Kerb, dem Open-Air-Kino mit dem Oscar-prämierten Film «Fluch der Karibik», kamen am Freitag über 100 Gäste, die sich eben etwas wärmer angezogen hatten. Und nachdem am nächsten Tag der 20 Meter hohe Kerbebaum ordentlich gestellt worden war, verdreifachte sich beim ersten Kerbetanz mit freiem Eintritt trotz unbeständigem Wetters und wenig Überdachung die Besucherzahl im Vergleich zu den vergangenen Jahren.

Sicher, es hätten immer noch mehr als gut 200 Besucher sein können. Aber Fakt ist, dass es der Verein geschafft hat, das Bewusstsein für die Kerb bei den Weilbachern zu schaffen. Das ist das Ziel, und «irgendwie Null auf Null rauszukommen», wie es Reif ausdrückte. Dafür schoben auch die Mitglieder von befreundeten Vereinen wie die Gemütlichkeit und Germania ehrenamtlich Dienst. Das ist Ehrensache, immerhin helfen die Kerbeborsch unter anderem beim großen Maskenball, den die beiden Vereine stets mit der Freiwilligen Feuerwehr ausrichten.

Der Vorsitzende der Gemütlichkeit, Bernd Flach, verzichtete zu Gunsten des Kerbevereins auf seinen Kerbefrühschoppen, so dass es heute von 10 Uhr an am Haus am Weilbach eine zusätzliche Einnahmequelle für die engagierten Veranstalter gibt. Plus natürlich dem Gickelschlag um 18 Uhr. Mit dem wird die Kerb und deren Einnahmen- und Ausgabenbilanz stehen und fallen.

Mehrere Kleinigkeiten gab es für den Ausrichter zu verschmerzen: Erstmals seit Jahren waren unter den zehn aktiven Kerbeborsch um den 18 Jahre alten Kerbevadder Dominic Dienst, für die Erster Stadtrat Leo Fercher gekonnt den Fassanstich vornahm, keine Mädchen. Vandale beschädigten die überdimensionale Strohpuppe aus drei 300-Kilogramm-Ballen am Ortseingang gleich am ersten Tag nach der Installation. Für den Kerbeumzug, der extra kürzer als sonst von der Weilbachhalle zum Haus am Weilbach geplant wurde, interessierte sich erneut kaum jemand. Und die Kerbeschausteller an der Halle beschwerten sich über die Verlegung der Kerb. Was den Kerbeverein aber nicht sonderlich kümmert – der Vertrag mit den Beschickern läuft über die Stadt Flörsheim. «Wenn es nach uns ginge, würden ein paar kleine Buden ähnlich wie in Wicker am Kerbeplatz reichen», erklärt Marcus Reif. Wie dem auch sei: Ein Neuanfang ist gemacht. Jetzt muss für die Weilbacher Kerb im geänderten Format nur noch der Wettergott Petrus mitspielen.

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vom 24.08.2004

Der Kerb neues Leben eingehaucht

Volksfest: Experiment der Kerbeborsch hat sich trotz des schlechten Wetter bewährt

FLÖRSHEIM. „Jetzt ist die Kerb wieder da, wo sie hin gehört“, meinten einige Besucher der Weilbacher Kerb, die sich über die Verlegung der Veranstaltungen von der Weilbachhalle zurück in den Ortskern freuten. Die „Kerbegesellschaft 6091“ wählte in diesem Jahr erstmals das Haus am Weilbach als Mittelpunkt ihrer Veranstaltungen, die allesamt unter freiem Himmel und ohne Eintritt stattfanden.
Der Blick auf den freien Himmel bescherte den Organisatoren aber nicht immer ungetrübte Laune. Regengüsse und Temperaturen nahe der zehn Grad ließen Befürchtungen aufkommen, dass die zehn aktiven Kerbeborsch die Eröffnung des Kerbeplatzes vor leeren Tischen und Bänken vornehmen mussten. Doch rechtzeitig riss gegen 20 Uhr die Wolkendecke auf und die Band „Candies“ konnte den fröstelnden Besuchern einheizen. Schnell füllte sich der Platz um das Haus am Weilbach und das Fest wurde zu einem gelungenen Großereignis. Brennende Fackeln entlang des Weilbachs, Birkenzweige, Lichter- und Luftballonketten in den Kerbefarben lila und gelb sorgten für ein besonderes Flair auf dem Platz.

Mit Leiterwagen, Kerbefahne und lauten Kerbegesängen marschierten die zehn aktiven Kerbeborsch um Kerbevatter Dominic Dienst auf den Platz auf. Erster Stadtrat Leo Fercher stach das Apfelweinfass an, womit der erstmalige Open-Air-Kerbetanz offiziell eröffnet war. Bis in die frühen Morgenstunden feierten dann die Besucher, die sich oft in Winterjacken gehüllt hatten, um den eisigen Temperaturen zu trotzen.

Bereits am Freitagabend hatte die Weilbacher Kerbegesellschaft eine gelungene Veranstaltung durchgeführt. Das Open-Air-Kino mit dem Überraschungsfilm „Fluch der Karibik“ ließ Kinder, Jugendliche und Erwachsene gebannt auf die Leinwand starren. „Es ist einfach kein Vergleich zur Weilbachhalle. Das Ambiente ist gemütlicher und bei den sonst üblichen hochsommerlichen Temperaturen war es in der Halle nicht auszuhalten. Jetzt muss man halt eine dicke Jacke anziehen“, meinte Markus Reif.

Mit dem Wechsel in den Ortsmittelpunkt sind die Kerbeborsch auch fast wieder zu ihrem ursprünglichen Veranstaltungsort zurückgekehrt. Bis Mitte der 80er Jahre fanden nämlich sämtliche Kerbeveranstaltungen im alten Ortskern rund um die Gaststätte „Rose“ statt. Der Kerbebaum stand am Eingang der Gaststätte und in der „Krotteeck“, wie der Bachabschnitt zwischen Weilbacher Schloss und „Rose“ genannt wird, wurden damals schon echte Kerbefreundschaften geschlossen und so manch ein Grundstein für eine Ehe gelegt.

Das Nachsehen haben in diesem Jahr lediglich die Schausteller, die mit ihren Buden und Fahrgeschäften in der Schulstraße in Nähe der Weilbachhalle verbleiben mussten. Die Schausteller möchten nach der Kerb nach einer neuen Lösung suchen, denn so abgelegen vom eigentlichen Geschehen rentiere sich das Geschäft kaum noch.

Am Sonntag schlängelte sich nach dem ökumenischen Gottesdienst auf dem neuen Festplatz und dem Frühschoppen der Kerbeumzug durch den Ortskern. Der sich anschließende Kerbekaffee wurde wieder zugunsten der Kinderkrebshilfe durchgeführt.

Heute (23.) gehen die Kerbefeierlichkeiten mit Frühschoppen und Gickelschlag am frühen Abend weiter.

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vom 25.08.2004

Wolff siegt beim Gickelschlag

Neues Kerbekonzept ist aufgegangen/Kerbehammel wird Theater-Star

WEILBACH Endlich bekommen die fünf Hühner von Markus Wolff Gesellschaft von einem Hahn. Denn der Weilbacher hat das traditionelle „Gickelschlagen“ am „Haus am Weilbach“ gewonnen und ist somit stolzer Besitzer des Kerbegickels.

„Geschlachtet wird er nicht“, versicherte Markus Wolff. Er war bereits der sechste „Kandidat“ der Kerbeborsch, der versuchte, mit verbundenen Augen mit einem Dreschflegel den Bembel zu treffen. Um das Prozedere etwas hinauszuzögern, ist es in Weilbach üblich, die ersten Kandidaten zwar durch das Scharren mit dem Bembel auf dem Boden in die richtige Richtung zu locken, doch kurz vor dem Schlag den Bembel wegzuziehen.

Marcus Reif, Vorsitzender der Kerbegesellschaft, zeigte sich am Montagabend mit dem sehr guten Besuch beim „Gickelschlagen“ zufrieden. Auch insgesamt sei das neue Konzept, mit einer Verlagerung der Kerb von der Weilbachhalle ans „Haus am Weilbach“, also in die Ortsmitte, aufgegangen: „Die Kerb hat den absolut richtigen Weg eingeschlagen.“

Reif hofft nun, dass die Rechnung auch finanziell aufgeht. Denn nicht nur die Band vom Samstagabend muss bezahlt werden, sondern allein um die Kerb ausrichten zu können, würden rund 8000 Euro benötigt, die unter anderem für Versicherungen, Mieten und Dekoration draufgingen. „Wir haben bis jetzt aber noch nichts bereut“, zeigte sich der Vorsitzende zuversichtlich, dass die Weilbacher Kerb künftig weiter in dem neu gewählten Rahmen stattfinden wird.

Allerdings wollen die Veranstalter über einige Kleinigkeiten noch mal nachdenken – beispielsweise, ob es sinnvoll ist, an drei Nachmittagen Kuchen anzubieten, wie dieses Jahr erstmals geschehen, da die Nachfrage nicht so hoch gewesen sei. Dennoch sind 666 Euro zusammengekommen, die traditionell an die Kinderkrebshilfe gespendet wurden.

Der Kerbehammel Herkules ist am Sonntagmittag für 480 Euro an die katholische Kirchengemeinde Weilbach versteigert worden, die ihn im Rahmen eines Theaterstückes einsetzen will.

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 vom 25.08.2004

Ausrichter der Weilbacher Kerb freuen sich über schwarze Zahlen

Feiern im Ortskern ist das richtige Rezept

Weilbach. Nach einer langen Durststrecke, die sich über mehrere Jahre hinzog, genossen es die Verantwortlichen des Vereins «Kerbeborsch 6091 Weilbach» geradezu, während des Gickelschlags endlich ein positives Fazit über die Kerb in den Notizblock diktieren zu können. «Wir empfanden die Kerb als durchweg gelungen und wir sind so vermessen zu sagen, dass die Weilbacher das Fest angenommen haben», freute sich der Vorsitzende Marcus Reif und meinte weiter: «Das war okay, in Ordnung, nächstes Jahr gern wieder».

Mehrere hundert Besucher erlebten am Montag vor dem Haus am Weilbach den Gickelschlag und sorgten nochmals für einen erfreulichen Umsatz. Und trotz der kühlen Temperaturen waren nach dem Wettbewerb bis spät am Abend alle Sitzplätze vor dem Haus am Weilbach besetzt. Doch was die Zahlen beim Kassensturz erstmals seit vielen Jahren nicht rot, sondern schwarz werden ließ, waren vor allem viele Spenden von Weilbachern an den Verein «Kerbeborsch 6091» und der erstmals ausgerichtete Frühschoppen am Montagmorgen, zu dem bei strahlendem Sonnenschein rund 100 Gäste auf den neuen Kerbeplatz im Zentrum Weilbachs kamen.

Sogar «noch ein bisschen Luft», so Marcus Reif, hatte der Kerbeverein, um die schon obligatorische Spende an den Frankfurter Verein «Hilfe für krebskranke Kinder» noch zu erhöhen. Aus den eingenommenen 500 Euro aus dem Kaffee-und-Kuchen-Verkauf am Sonntag machten die Kerbeborsch mit 166 Euro aus der eigenen Kasse eine Schnapszahl. Das endgültige Gebot für Kerbehammel «Herkules» war auch ein stattlicher Betrag: Die katholische Pfarrgemeinde erhielt beim Stand von 480 Euro während der «amerikanischen Versteigerung» den Zuschlag.

Was die zehn Kerbeborsch um Kerbevadder Dominic Dienst allerdings etwas verwunderte: Die Konkurrenz aus den anderen Flörsheimer Stadtteilen interessierte sich gar nicht für die Kerbepuppe. «Das wäre eine Gaudi gewesen, wenn jemand an unserem kerzengeraden Baum hochgeklettert wäre», lachte Reif, «der hätte sogar noch was von uns gekriegt». Doch vielleicht sind die Kerbeborsch aus Flörsheim und Wicker noch alle in Urlaub.

Mächtig ins Zeug legte sich dafür Markus Wolff. Der Soma-Spieler von Germania Weilbach zerschlug mit dem Dreschflegel den «Gickel», einen Tonkrug, unter dem Jubel der Zuseher im zweiten Versuch. Allerdings hatten seine Vorgänger zuvor auch gar keine Chance, treffsicher zu sein. Thorsten Press, Achim Dienst, Rosi Reinelt, Traudl Bayer und Monika Schäfer wurden mit verbundenen Augen auf die falsche Fährte gelockt. Sie konnten den Krug nicht treffen, weil er vorher vom Boden weggenommen und auf einem anderen Platz gestellt wurde. Warum dies bei Wolff nicht geschah, wissen nur die Kerbeborsch.

An Markus Wolff liegt es jetzt, die vorerst letzte von vielen Verbesserung an der diesjährigen Kerb anzustreben. Er «darf» die Kerbeborsch zum Essen einladen. Beim letztjährigen «Gickelschläger» Jörg Geyersbach ist das aus terminlichen Gründen bis heute gescheitert. (rem)

vom 25.08.2004

Neues Konzept der Kerb hat sich bewährt

Gickelschlag: Traditioneller Abschluss des Kerbetreibens am Haus am Weilbach

WEILBACH. „Den Hahn brauchen wir. Dann freuen sich unsere fünf Hühner“, meinte die kleine Nadja, deren Onkel als sechster Kandidat beim traditionellen Gickelschlag der Weilbacher Kerb am Montagabend am Haus am Weilbach ins Rennen ging. Kaum hatte Nadja die Worte ausgesprochen, zerbrach der Bembel auch schon in tausend Stücke. Markus Wolff hatte getroffen und durfte den großen Hahn sein Eigen nennen. Selbstverständlich muss er die Kerbeborsch als Gegenleistung auch zu einem Gickelessen einladen. Neffe Niklas wird nach einem Namen für den neuen Mitbewohner im Hühnerstall suchen.

Zuvor waren zwei weitere Herren und drei Frauen zum Gickelschlagen aufgefordert worden. Den Anfang machte Thorsten Press, vor dem Vater des Kerbevatters Achim Dienst. Die Leiterin des katholischen Kindergartens, Rosi Reinelt, ist fast schon eine Stammgickelschlägerin, währenddessen Traudel Beier zum ersten Mal in die Mitte des Platzes gerufen wurde. Als fünfte Kandidatin versuchte sich Monika Schäfer und verfehlte beim Schlagen nur knapp den Apfelweinbembel.

Für die Kerbeborsch war der Gickelschlag mit traditionellem Fleischwurstessen die letzte große Herausforderung bei der diesjährigen Kerb. Auf alle Veranstaltungen rund um das Haus am Weilbach blicken die Kerbeborsch mit Stolz zurück. Beim Kerbekaffee konnten beispielsweise 666 Euro für die Kinderkrebshilfe erwirtschaftet werden und auch der Frühschoppen am Montagmorgen, wo Rippchen mit Kraut auf die Gäste warteten, war gut besucht.

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 vom 26.08.2004

Geteilte Kerb ist doppelte Freud

Neues Konzept in Weilbach hat eingeschlagen / Umzug soll aber noch attraktiver werden

WEILBACH Nach der Verlegung zurück in den Ortsmittelpunkt läuft die Weilbächer Kerb wieder rund. Der Rummelplatz verblieb vor der Weilbachhalle. Der Kerbeumzug ist das einzige Sorgenkind der Kerbeborschen.

Von Kurier-Mitarbeiterin Martina Weyand-Ong

„Ist die Kerb tot,“ hatten sich die Kerbeborschen 6091 Weilbach im vergangenen Herbst gefragt. Denn statt der 500 „Kerbeverrückte“, die sich früher beim traditionellen Tanz tummelten, waren es zuletzt auf einmal nur noch 35 gewesen. Zudem war allgemein das Interesse an der fünftägigen Festveranstaltung immer geringer geworden. Darauf begab man sich im letzten November auf Klausur in eine Jugendherberge, bei der das alte Kerbekonzept überarbeitet wurde.

Dass sich das neue Motto der diesjährigen Kerb „Alles wird neu, alles bleibt anders!“ gelohnt hat, bewies jetzt das große Interesse der Einwohner an diesem Volksfest, das am Dienstagabend standesgemäß zu Grabe getragen wurde. Diese erste Bilanz zog jetzt jedenfalls der Vorstand des Kerbevereins. Als runde Sache bezeichnete nicht nur Christoph Schelm, der zweite KG-Vorsitzende, die letzten Tage.

Allem voran habe sich die Verlegung des eigentlichen Kerbegeschehens wieder in den Ortskern hinein gelohnt, betonte Schelm. Denn zum einen sei früher schon die Kerb am so genannten „Krotteeck“ (auf Hochdeutsch: Krötenecke“) am Weilbach in der Ortsmitte beheimatet gewesen. Und zum anderen hätten so die Kerbeborschen dieses Mal auch wieder auf ihre Kosten kommen können. „Wir haben zwar nichts gegen die Schausteller an der Weilbachhalle, aber wir müssen sehen, dass die Kerb attraktiv bleibt,“ so die Kerbegesellschaft. Nun sei man im Gegensatz zur Weilbachhalle wieder mitten im Verkehrsgeschehen drin und somit sichtbar. Dass man in diesem Jahr zwischen Rummelplatz an der Weilbachhalle und dem Kerbeplatz in der Ortsmitte am Bachweg entlang pendeln musste, fanden die Besucher jedenfalls nicht störend.

Passend zum gebotenen Open-Air-Kinoabend am Freitag hatte es aufgehört zu regnen, so dass der Platz vor dem Haus am Weilbach – auf neuweilbacherisch kurz HaW genannt – brechend voll war zum gezeigten „Fluch der Karibik“. Zur offiziellen Eröffnung der Kerb am Samstagnachmittag zog es dann viele Weilbacher auf den Rummelplatz, nachdem es seit Jahren wieder erstmals gelungen war, den Kerbebaum „kerzengerade“ aufzustellen.

Neu war auch, dass erstmalig kein Eintritt zum Kerbetanz genommen wurde, der vor das Haus am Weilbach unter „freien Himmel“ verlegt worden war. Ein Lkw-Anhänger diente als Bühne für die Showband „Candies“, die gute Stimmung verbreiteten. Gut angenommen wurde dazu der Kuchenverkauf aus gespendetem Selbstgebackenen zugunsten der Kinderkrebshilfe in Frankfurt. Dabei kamen immerhin 666 Euro inklusive einer KG-Spende von 166 Euro zusammen.

Bei den beiden Frühschoppen am Sonntag- und neuerdings am Montagvormittag lockte die Ortsbewohner jeweils ein aktuelles Speisenangebot. Dagegen bezeichnete KG-Sprecher Christoph Schelm den Kerbeumzug am Sonntag als Sorgenkind, weil immer noch zu wenig heimische Vereine mitmachen würden. „Wir müssen daran arbeiten, dass der Umzug bunter und länger wird,“ sagte er.

Auch dass dieses Mal nur zehn Kerbeborschen rund um „Kerbevatter“ Dominic Dienst mitgemacht haben und keine Mädchen, das finden die Kerbeveteranen schade. Dafür entschädigte dann aber der Gickelschlag am Montag wieder, der unglaublich gut besucht gewesen sei. Aber auch da hat sich die viele Mühe im Vorfeld wohl ausgezahlt, sowohl Jung als auch Alt mit einzubinden. Denn sowohl die Leiterin des Katholischen Kindergartens, von dessen „Kids“ die Kerbebaumpuppe „Wilde Hilde“ gebastelt worden war, bis zum Vater des „Kerbevatters“ versuchten insgesamt sechs Leute, den „Gickel zu schlagen“, bis er von Ex-Kerbeborsch Markus Wolff getroffen wurde.

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 vom 26.08.2004

Woher kommt die „wilde Hilde“?

Weilbach. Nein, ein Geheimnis ist es nicht. Aber trotzdem wissen es viele Besucher nicht. Es geht um die Kerbe-Puppe, die von den Weilbacher Kerbeborsch auf den Namen «wilde Hilde» getauft wurde. In der Zwischenzeit wurde sie verbrannt. Das ist eigentlich schade. Ruhte sie doch mehrere Tage auf dem Kerbebaum und war vor feindlicher «Übernahme» sicher. Denn kein Kerbeborsch aus der Umgebung von Weilbach dachte daran, die Puppe vom Baum zu holen und dafür «Lösegeld» zu fordern. Vielleicht hatte ja auch die Namensbezeichnung eine abschreckende Wirkung auf etwaige Interessenten. Übrigens: die etwas dickliche Dame kann einen einwandfreien Leumund nachweisen. Wurde sie doch von den Erzieherinnen und Kinder des katholischen Kindergartens in Weilbach gebastelt. Mit einer entsprechenden wetterfesten Kleidung versehen, wurde die Puppe dann beim Kerbegrill, am Mittwoch vor der Weilbacher Kerb, den Kerbeborsche übergeben. Die jungen Leute behandelten die «wilde Hilde» denn auch gut. (meh)

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