Meist treten sie als Organisatoren, Tänzer und Sänger von Traditionsliedern in Erscheinung. Die Rede ist von den Aktiven des Vereins Kerbeborsch 6091. Die Ausrichter der Weilbacher Kerb sorgen jedes Jahr für einige Festtage vor dem „Haus am Weilbach“. Nun wollen sie anderweitig Verantwortung für ihren Stadtteil übernehmen. Die Kerbeborsch bieten eine Einkaufshilfe während der Corona-Krise an. Alte und kranke Menschen, die keine Ansteckung mit Covid-19 riskieren dürfen, können sich mit ihrer Einkaufsliste an den Verein wenden.

„Jeder macht das, was er kann“, erklärt der Vorsitzende der Kerbeborsch, Matthias Theis. Aus dem Kreis der rund 200 Mitglieder hätten sich bisher 20 Einkäufer gemeldet. Im Gegensatz zu den Thekenschichten auf der Kerb sei der Einkaufsdienst freiwillig. „Wir brauchen Überzeugungstäter“, sagt Theis. Alle Mitstreiter, die Einkäufe übernehmen, seien jünger als 35 Jahre. Hinzu kommen weitere Helfer im Hintergrund: Die Abwicklung der Bestellungen und Einkäufe werde von acht Koordinatoren überwacht, erläutert der Vereinschef. Außerdem nähe seine Mutter Mund-und-Nase-Masken für die Helfer. „Der Schutz unserer Mitglieder steht an erster Stelle“, sagt Matthias Theis. „Wir haben uns auch mit Einweghandschuhen eingedeckt.“

Die Idee sei von Kassierer Patrick Hochheimer im Vorstand vorgestellt worden, erzählt Theis. Ein anderer Kerbeborsch-Verein aus der Region habe bereits eine ähnliche Aktion angestoßen. „Ich fand das cool“, sagt der Vorsitzende. Nach ausgiebigen Diskussionen im Vorstand einigten sich die Kerbeborsch auf eine Strategie. Die Haushalte in Weilbach sollen ab dem Wochenende ein Schreiben im Briefkasten vorfinden, auf dem die Details erklärt werden. Und wie funktioniert die Hilfsaktion? Interessenten können sich telefonisch oder schriftlich unter der E-Mail-Adresse einkaufshilfe@kerbeborsch.com beim Verein melden. Dabei sollten die Hilfesuchenden ihren Namen, die Adresse und die Einkaufsliste hinterlassen. Die Kerbeborsch erklären sich bereit, maximal 30 Artikel pro Einkauf zu besorgen. Schließlich müssen Weilbacher, die sich an den Verein wenden, noch angeben, wann sie in den nächsten 48 Stunden zu Hause sind. Ein Einkäufer übergibt die Waren unter Einhaltung des Sicherheitsabstands. Kunden können per Überweisung zahlen oder mit Bargeld, das – möglichst kontaktlos – in einem Briefumschlag übergeben werden sollte. Die Helfer bitten um Verständnis für den Fall, dass Artikel vergriffen sind. 

Am Ende des Flugblatts weisen die Kerbeborsch darauf hin, dass sie keine Hamsterkäufe durchführen. Matthias Theis erklärt, dass keine fünf Märkte für einen Einkauf abgeklappert werden. Die Bestellung solle sich im Rahmen halten. „Wir wollen ja auch unsere Kräfte schonen, um das Angebot so lange wie nötig aufrecht zu erhalten“, sagt der Vorsitzende. Was aus der Kerb im August wird, steht bisher noch in den Sternen. Der Vorstand der Kerbeborsch hofft, dass sich die Lage bis dahin entspannt hat. „Wir planen weiterhin für den August“, zeigt sich Matthias Theis optimistisch.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 3. April 2020